Autor: Andreas Dickhoff
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Natur und Tier-Verlag GmbH, Münster
Dieser
Artikel ist in der Ausgabe "Geckos" (Nr. 18; Juni 2004; Seiten 76-81)
der Fachzeitschrift
veröffentlicht worden,
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vietnamesische Tigergeckos werden nicht mehr von uns gehalten
Ein
Tiger im Terrarium
- die Haltung und Nachzucht von Goniurosaurus araneus
(GRISMER, VIETS & BOYLE, 1999)
Ende der
1990er-Jahre wurde eine große Anzahl Geckos der Gattung Goniurosaurus
(BARBOUR, 1908) aus China und Vietnam nach Amerika, Japan und auch nach Europa
exportiert. Diese Tiere wurden damals von den Händlern alle als Goniurosaurus
lichtenfelderi (MOCQUARD, 1897) bzw. G. lichtenfelderi hainanensis
(BARBOUR, 1908) bezeichnet. Tatsächlich handelte es sich jedoch um zwei neue
Arten, die von GRISMER, VIETS und BOYLE 1999 als Goniurosaurus araneus
und G. luii beschrieben wurden. Eine dritte von ORLOV & DAREVSKY
(1999) neu beschriebene Art, G. murphyi, wurde 2000 von GRISMER mit G.
lichtenfelderi synonymisiert. Diese "tatsächlichen" G. lichtenfelderi
sind jedoch nur in einer sehr geringen Stückzahl in den Reptilienhandel gelangt.
Leider hat der kommerzielle Fang dieser Geckos - neben der Zerstörung der
natürlichen Lebensräume - schon zu einem deutlichen Rückgang der
natürlichen Populationen geführt. An einigen Stellen werden die Tiere
sogar überhaupt nicht mehr angetroffen.
Die Systematik der Gattung Goniurosaurus
unterliegt derzeit einer ständigen Überarbeitung. Die ehemaligen Unterarten
von G. kuroiwae und G. lichtenfelderi sind seit 2000 in den
Artstatus erhoben worden. Ob es dabei bleibt, ist fraglich. Aktuell umfasst die
Gattung jedoch zehn Arten:
Goniurosaurus BARBOUR, 1908 • G. lichtenfelderi
MOCQUARD, 1897 |
Leider
sind die richtigen Artnamen immer noch nicht jedem (Groß-)Händler bekannt,
sodass weiterhin die beiden Arten G. araneus und G. luii unter
dem Namen G. lichtenfelderi (hainanensis) angeboten werden. Genauso oft
werden die Artnamen vertauscht, obwohl man beide Arten leicht voneinander unterscheiden
kann. Auch findet man hin und wieder haarsträubende Namenskreationen. Die
interessanteste, die mir bisher unterkam, war "Eublepharis gonhorrorus",
die ein G.-araneus-Weibchen bezeichnete, das ich 2002 auf einer Börse
erwarb.
Von GRISMER, VIETS & BOYLE (1999) wurde im Englischen der Trivialname
"Vietnamese Leopard Gecko" geprägt. Mir erscheint es aber gerade
bei G. araneus nicht schlüssig, von einem "Leopardgecko"
zu sprechen. Die Fleckenzeichnung ist nicht sehr auffällig, und auch der
schlanke Körperbau weicht zu stark vom eigentlichen Leopardgecko (Eublepharis
macularius) ab. Dagegen ist die Streifenzeichnung dominierend, weshalb mir
Vietnamesischer Tigergecko sinniger erscheint und deshalb hier von mir vorgeschlagen
wird. Aufgrund der katzenartigen Bewegungen der Tiere halte ich diesen Namen ebenfalls
für treffender.
Beschreibung der Tiere
Goniurosaurus
araneus und G. luii sind mit einer Gesamtlänge von etwa 16-19
cm die beiden größten Arten der Gattung. Die Kopf-Rumpf-Länge
ist dabei mit ca. 11-12,5 cm größer als die Schwanzlänge. Der
Körper beider Arten ist schlank, rund und mit drei schwarz eingefassten Querbändern
geschmückt. Diese sind bei G. araneus goldgelb und heben sich vom
graugelben bis beigen Untergrund deutlich ab. Goniurosaurus luii hingegen
hat eine orange Querbänderung auf graubraunem bis grauem Untergrund. Auch
die Fleckenzeichnung zwischen den breiten Querstreifen der beiden Arten unterscheidet
sich voneinander. Während G. araneus nur wenige, aber dafür
größere Flecken hat, sind diese bei G. luii wesentlich zahlreicher
und kleiner. Der Bauch ist bei G. araneus einheitlich weiß gefärbt.
Der dreieckige Kopf ist bei beiden Arten von einem hufeisenförmigen Band
begrenzt, das von einem Auge über den Nacken zum anderen Auge verläuft.
Seine Farbe entspricht jener der Rückenstreifen (goldgelb bei G. araneus
und orange bei G. luii), und es ist ebenfalls schwarz eingefasst. Die
Augen sind relativ groß und haben bewegliche Augenlider, woran man die Zugehörigkeit
zur Unterfamilie der Eublepharinae (Lidgeckos) erkennt. Die Pupille ist
senkrecht, wie bei den meisten nachtaktiven Geckos. Auch an den Augen kann man
G. araneus und G. luii unterscheiden: Während G. araneus
eine braune Iris hat, ist sie bei G. luii auffallend orangebraun bis
orange gefärbt. Der Originalschwanz ist schwarz und mit breiten weißen
Querstreifen versehen. Er weist wie der Rücken Tuberkelschuppen auf, wohingegen
Regenerate eine feine tuberkelfreie Beschuppung haben. Auch sind die Querstreifen
beim Regenerat nicht so gleichmäßig und gerade ausgeprägt sowie
häufig nicht weiß, sondern eher grau. Zudem sind Regenerate immer etwas
dicker, auch wenn mir bisher keine "Rübenschwänze", wie sie bei Eublepharis
macularius vorkommen, bekannt sind.
Der wissenschaftliche Artname araneus
stammt von dem lateinischen Wort "aranea", das "Spinne" bedeutet.
Diese Bezeichnung spielt insbesondere auf die sehr langen, dünnen Beine dieser
Geckos an, aber auch auf den schlanken Gesamthabitus. Ihre Füße enden
in langen Zehen, die nur rudimentäre Haftlamellen aufweisen. Dafür besitzen
sie lange scharfe Krallen, mit deren Hilfe diese Krallengeckos hervorragend klettern
können.
Verbreitung und Lebensraum
Die
genaue Verbreitung von G. araneus ist nach wie vor nicht geklärt.
Bisher ist nur der Typusfundort 40 km südöstlich von Cao Bang, Vietnam,
als sicheres Verbreitungsgebiet bekannt. Es wird aber berichtet, dass G. araneus
über den kompletten Norden Vietnams verbreitet sein soll. Leider sind diese
Geckos schon aus vielen Gebieten verschwunden, die sie ursprünglich besiedelt
hatten. Hierbei spielt der kommerzielle Fang für die klassische chinesische
Medizin und teilweise auch für den Reptilienhandel leider eine nicht zu unterschätzende
Rolle. Der Fang für den Export lebender Tiere ist mittlerweile wieder stark
zurückgegangen, was begrüßenswert ist, da so die natürlichen
Populationen geschont werden.
Der natürliche Lebensraum von G. araneus
soll sich in felsigen Gebieten befinden. Hier werden schattige Bereiche bevorzugt,
oft in der Nähe von Höhlen. Auch ist häufig eine Quelle oder ein
Fluss in der Nähe. Daher kann von einer hohen Luftfeuchtigkeit im natürlichen
Habitat ausgegangen werden. In den Höhlen, die die Tiere als Tagesversteck
aufsuchen, hält sich die Feuchtigkeit ebenfalls lange. Dieses Feuchtigkeitsbedürfnis
bestätigt sich auch in der Terrarienhaltung, wo eine zu niedrige Luftfeuchtigkeit
zu Problemen führt, insbesondere bei Jungtieren.
Haltung
Für die Haltung einer Gruppe Goniurosaurus araneus, bestehend aus
einem Männchen und zwei Weibchen, verwende ich Terrarien
der Größe 60 x 50 x 40 cm (Länge x Breite x Höhe). Diese
werden von mir als bepflanzte Feuchtterrarien eingerichtet. Als Bodengrund verwende
ich eine Mischung aus Terrarienerde
(Pressbriketts aus dem Zoohandel) und Kakteenerde. Die Kakteenerde, die nicht
gedüngt ist, sorgt für eine bessere Bodenstruktur und durch den Sandgehalt
für ein lockereres Substrat. Die torfhaltige Terrarienerde
speichert dafür hervorragend die Feuchtigkeit. Eine begrenzte Terrarienecke
wird von einer Steinplatte eingenommen, die eine kleine Heizmatte
(10-15 Watt) auf Styropor bedeckt. Durch die Steinplatte ist es den Tigergeckos nicht
möglich, die Heizmatte
beim Graben zu erreichen (wobei ohnehin nur trächtige Weibchen zur Eiablage
graben). Alufolie schützt das Styropor vor dem direkten Kontakt mit der Heizmatte.
Die Bodenheizung schaltet sich automatisch mit der Beleuchtung aus. Da der Stein
jedoch die Wärme speichert, wird er von den Geckos abends gerne als Liegeplatz
zum Aufwärmen aufgesucht. Als Versteckplätze biete ich den Geckos hohl
liegende Korkrindenstücke
und eine künstliche
Felshöhle am Boden. Hier hat es sich als vorteilhaft erwiesen, für
jedes Tier eine Höhle bereitzustellen, auch wenn die Geckos oft zu zweit
oder sogar zu dritt in einem Versteck liegen. Die Versteckplätze sollten
zusätzlich in unterschiedlichen Temperaturbereichen liegen und verschiedene
Feuchtigkeitsgrade aufweisen. So können sich die Geckos den Bereich zum Schlafen
aussuchen, der ihnen am meisten zusagt. Dennoch kommt es in seltenen Fällen
vor, dass ein Tier frei hängend an einer der drei mit Kork
verkleideten Wände schläft. Obwohl die Geckos den Tag normalerweise
am Boden schlafend verbringen, sind es sehr kletterfreudige Tiere. So wird der
verzweigte Korkast,
der quer im Terrarium verläuft, genauso gerne als Lauffläche genutzt
wie die Korkwände.
Während der nächtlichen Aktivitätsphase wird der Boden nur relativ
selten betreten. Selbst die Jagd nach Futtertieren kann an den Wänden stattfinden,
wo die Geckos katzenartig und vorsichtig umherklettern. Man sollte den Tieren
daher unbedingt ausreichend Klettermöglichkeiten bieten. Genauso gerne liegen
meine Vietnamesischen Tigergeckos aber auch auf der Felshöhle
oder auf einer der Korkhöhlen.
Für eine zusätzliche Erhöhung der Luftfeuchtigkeit, die nicht unter
70 % fallen sollte, und als Sichtschutz dienen einige Pflanzen, wie Ficus benjamini
oder Scindapsus-Ranken.
Für die Beleuchtung, die primär den Pflanzen dient, kommen Leuchtstoffröhren
zum Einsatz. UV-Licht ist nicht nötig, da die Tiere den ganzen Tag in ihren
Verstecken verbringen. Neben der Heizmatte
kommt noch ein 20W-Halogenstrahler zum Einsatz, der den Kletterast
lokal erwärmt. Bisher konnte ich aber noch nie G. araneus beim Sonnen
beobachten. Selbst trächtige Weibchen zeigen sich tagsüber nicht, um
sich zu sonnen, wie man es sonst von vielen anderen Geckoarten kennt. Zur besseren
nächtlichen Beobachtung habe ich eine rote
Glühbirne (oder anderes Nachtlicht) über dem Terrarium installiert. Diese wird nur zur Betrachtung
der Tiere eingeschaltet und sollte nicht über einen längeren Zeitraum
brennen, da sonst die Temperatur zu stark ansteigt. Generell liegt die Temperatur
tagsüber bei etwa 27-28°C und fällt nachts auf Zimmertemperatur
(18-20 °C). Lokal steigt sie bis auf etwa 35°C. Im Sommer wurden meine
Tiere aufgrund hoher Umgebungstemperaturen kurzzeitig bis über 32°C Lufttemperatur
ausgesetzt. Diese Temperaturen stellen zwar nicht das Optimum dar, werden aber
ohne Probleme vertragen. Hierbei ist dann nur besonders auf eine ausreichende
Luft- und Substratfeuchte zu achten. Komplettiert wird die Einrichtung durch einen
Wassernapf, der stets mit frischem Wasser gefüllt sein sollte. Das Trinkbedürfnis
ist recht hoch, sodass die Tiere den Napf häufig aufsuchen. Dies gilt natürlich
besonders für heiße Sommertage. Um die hohe Luftfeuchtigkeit von mindestens
70 bis ca. 90 % zu gewährleisten, wird zweimal täglich gesprüht
(Sprühanlage):
Einmal morgens kurz vor dem Ein- und einmal abends kurz vor dem Ausschalten der
Beleuchtung. Das Sprühwasser dient ebenfalls als Trinkquelle. Ein besonderes
Verhalten zeigen alle meine G. araneus, wenn sie direkt angesprüht
werden: Sie biegen den Rücken durch und heben Kopf und Schwanz an. Dabei
reißen sie ihr Maul auf und werfen Kopf und Schwanz schnell hin und her.
Was dieses Verhalten zu bedeuten hat, kann ich mir bisher nicht erklären.
Als Futter kommen alle möglichen Insekten in Frage. Hauptsächlich verfüttere
ich Grillen
und Heimchen.
Zur Abwechslung werden hin und wieder Wachsmaden-
und motten, kleine Zophobas
oder Schaben
gereicht. Tote Nacktmäuse wurden zwar "erbeutet", aber nicht gefressen, obwohl
sie nicht zu groß zum Verschlingen waren. Jedes Futtertier muss mit einem
Vitamin- und Mineralstoffpräparat bestäubt werden. Dafür verwende
ich eine Mischung aus "Korvimin ZVT plus Reptil" (erhältlich beim Tierarzt;
alternativ Amivit
R) und zerriebenen "Calcipot"-Tabletten (erhältlich in der Apotheke)
im Verhältnis 2:1. Besonders wichtig ist eine ausreichende Kalziumversorgung
bei trächtigen Weibchen, da es sonst schnell zu Rachitis kommen kann. Dafür
erhöhe ich den Kalziumanteil in der Vitamin-Mineralstoffmischung auf 1:1.
Für die Gesunderhaltung der Vietnamesischen Tigergeckos und zur Auslösung
der Fortpflanzungsbereitschaft wird eine zwei- bis dreimonatige Winterruhe durchgeführt.
Hierfür werden die Temperaturen auf Zimmertemperatur abgesenkt, und gleichzeitig
reduziere ich die Beleuchtungsdauer von zwölf auf 8-9 Stunden pro Tag. Nachts
fallen dann die Temperaturen bis auf 15°C. Die Fütterung wird nicht komplett
eingestellt, sondern nur stark verringert. So gebe ich nur alle 2-4 Wochen einige
Grillen ins Terrarium.
Quarantäne
Frische Wildfänge sollten in jedem Fall einer vier- bis achtwöchigen Quarantäne unterzogen werden. Hierfür kommen sie in ein spartanisch eingerichtetes Terrarium. Der Bodengrund besteht aus feuchtem Küchenpapier. Es gibt nur eine kleine Korkröhre als Versteck sowie den obligatorischen Wassernapf. Für die Beleuchtung und Beheizung kommt ein kleiner Spotstrahler zum Einsatz. Das Küchenpapier sollte häufig, spätestens jedoch nach jeder Kotabgabe gewechselt werden. Hierbei können auch frische Kotproben genommen werden, um sie von einem Tierarzt oder Institut untersuchen zu lassen. Zur Fütterung werden nur so viele Futtertiere gegeben, wie auch gefressen werden. Futtertiere, die nicht erbeutet wurden, sind zu entfernen und zu vernichten. Die Vitaminisierung des Futters erfolgt mit demselben Pulver wie bei den eingewöhnten Tieren. Mitunter kann es etwas Geduld erfordern, bis die Tiere Futter annehmen. Hierbei hilft es, möglichst viele verschiedene Insekten anzubieten. Erst wenn die Tiere eingewöhnt und nachweislich gesund sind, sollte man sie in bestehende Gruppen integrieren.
Vermehrung
Kurz
nach der Winterruhe beginnt die Paarungszeit. Das Werben des Männchens um
die Weibchen fällt relativ spärlich aus. Irgendwann verfolgt es sie
einfach und packt sie im Nacken, wenn sie paarungsbereit sind. Die Paarung erfolgt
in echsentypischer Art, bei der das Weibchen den Schwanz anhebt und das Männchen
seine Schwanzwurzel auf die des Weibchens presst. Hierbei wird einer der Hemipenes
eingeführt. Die Paarungen dauern etwa eine viertel Stunde. Genauere Zeitangaben
kann ich dazu leider nicht machen, da die Tiere meistens schon bei der Paarung
waren, wenn ich sie "erwischte". Die Paarung findet teilweise auch an den Terrarienwänden
hängend statt.
Etwa 4-6 Wochen nach der Paarung erfolgt die Eiablage.
Vorher kann man schon die 1-2 Eier durch die weiße Bauchhaut schimmern sehen.
Kurz vor der Ablage zeichnen sie sich auch am Bauch ab. Für die Eiablage
schaufeln die Weibchen nur eine wenige Zentimeter tiefe Grube ins feuchte Substrat.
Die Eiablagestellen erkennt man leicht an den kleinen "Hügeln", die die Weibchen
beim Verscharren der Eier aufhäufen. Nur wenige Gelege waren bisher gut getarnt.
Aber auch diese findet man relativ schnell, da die Erde an der Ablagestelle nicht
fest ist. Die Eier werden nur locker mit Substrat bedeckt. Die Weibchen produzieren
bis zu drei Gelege im Jahr. Zur Inkubation überführe ich die Gelege,
die aus zwei, in seltenen Fällen auch nur aus einem Ei bestehen, in einen
Inkubator. Hier bebrüte ich
sie, halb eingebettet in feuchtem Perlite,
bei 27-29 °C. Bei dieser Temperatur dauerte es bisher 46-61 Tage, bis die
kleinen Tigergeckos schlüpfen, wobei die meisten Jungtiere nach ca. 51- 53
Tagen das Ei verließen. Während der Inkubation nehmen die Eier deutlich
an Größe zu. Aus Eiern, die bei 27°C inkubiert wurden, schlüpfen
überwiegend Weibchen, während aus solchen, die bei 29 °C inkubiert
werden, mehr Männchen schlüpfen.
Etwas problematischer als die Inkubation
ist die Aufzucht der ca. 5 cm großen Jungtiere, die ihren Eltern kaum ähnlich
sehen. Zwar entspricht der Körperbau dem der adulten G. araneus,
aber die Färbung weicht deutlich ab. So ist die Grundfärbung anthrazit
bis schwarz und die Querstreifen sind weiß. In diesem Alter sind sie kaum
von jungen G. luii zu unterscheiden. Nur anhand der Zügelstreifen
ist eine sichere Unterscheidung möglich, da diese bei G. araneus
bis zum Unterkiefer reichen, bei G. luii dagegen nicht so weit. Die kleinen
G. araneus überführe ich in Gruppen von bis zu vier Tieren
in Aufzuchtterrarien mit einer Grundfläche von 30 x 20 cm. Die Höhe
beträgt 20-30 cm. Noch in der Inkubationsdose oder kurz nach dem Umsetzen
häuten sich die jungen G. araneus das erste Mal. Beim Umsetzen kann
man, wie bei Leopardgecko-Jungtieren auch, laut quäkende Abwehrrufe hören.
Dabei stellen sich die Jungen hoch auf ihren dünnen Beinchen auf und versuchen
häufig auch zu beißen. Man sollte in jedem Fall vor der Überführung
sichergehen, dass die Bauchdecke vollständig geschlossen ist. Ist dies nicht
der Fall, verbleiben die Schlüpflinge noch einige Tage in der Inkubationsdose
im Brutschrank. Ansonsten kann es zu einer Entzündung des Bauchnabels kommen,
die meistens letal endet. Die Aufzuchtterrarien sind mit diversen kleinen Korkhöhlen
und Kokosnusshöhlen
und einigen Kletterästen
ausgestattet. Als Bodengrund kommt dasselbe Substrat zum Einsatz wie bei den adulten
Tieren. Auf Pflanzen verzichte ich aufgrund einer besseren Übersicht vollständig.
Dadurch ist aber besonders auf eine hohe Luft- und ausreichende Substratfeuchte
zu achten, da es sonst unweigerlich zu Häutungsproblemen kommt. Besonders
an den Zehen der Jungtiere verbleiben schnell Häutungsreste, die sich nur
schwer entfernen lassen. Diese schnüren dann die Blutgefäße ein,
was zum Absterben der betroffenen Zehen führt. Dies sollte in jedem Fall
vermieden werden, da selbst behandelte Jungtiere häufig kurze Zeit später
verstarben. Das Aufweichen der eingetrockneten Hautreste und das anschließende
vorsichtige Entfernen mit einer Pinzette von den kleinen Zehen ist relativ schwierig
und bedeutet großen Stress für die jungen Geckos. Wenn die klimatischen
Bedingungen jedoch stimmen, bereitet die Aufzucht kaum Probleme. Etwa eine Woche
nach dem Schlupf nehmen die Geckojungtiere erstmals Futter an. Es besteht, wie
bei den Adulti, aus Insekten. Diese müssen nur der Größe der Geckos
entsprechend klein sein. Hauptsächlich kommen bei mir kleine Grillen zum
Einsatz, die ebenfalls gut vitaminisiert sein müs-sen. Die Jungtiere von
G. araneus wachsen sehr langsam. Erst nach etwa 1,5-2 Jahren erreichen
Vietnamesische Tigergeckos die Geschlechtsreife. Bis sie ausgewachsen sind, können
sogar 2,5-3 Jahre vergehen. Die Umfärbung beginnt jedoch bereits nach einem
halben Jahr. Dann bekommen die Querstreifen langsam die typische goldgelbe Färbung.
Später löst sich dann auch allmählich die dunkle Körperfärbung
zu den dunklen Flecken auf, und die Grundfärbung wird zu einem Graugelb bis
Beige.
Fazit
Über
die Lebenserwartung von G. araneus kann ich bisher noch keine Aussage
treffen, da das älteste Nachzuchtpärchen derzeit etwa sechs Jahre alt
ist und sich nach wie vor bester Gesundheit erfreut. Ein adult erhaltenes Wildfangweibchen
lebte vier Jahre bei mir im Terrarium. Leider kann man hier jedoch keine Rückschlüsse
auf das Alter treffen, da ich nicht das genaue Alter des Tieres zum Zeitpunkt
des Erwerbs kannte.
Abschließend hoffe ich, dass G. araneus
aufgrund seiner Färbung und seines interessanten Verhaltens eine weite Verbreitung
in unseren Terrarien finden wird. Wenn man die speziellen klimatischen Bedürfnisse
der Geckos berücksichtigt, sind sie gut haltbar und auch nicht schwierig
zur Vermehrung zu bringen. Dazu bietet es sich an, für diese grazilen und
vorsichtigen Reptilien schöne bepflanzte Terrarien einzurichten, die an sich
schon ein Schmuckstück sein können. Um die natürlichen Bestände
zu sichern, sollte allerdings nur auf Nachzuchten zurückgegriffen werden,
die immer wieder angeboten werden.
Literatur
Die Veröffentlichung an dieser Stelle erfolgt mit freundlicher Genehmigung des verantwortlichen Redakteurs der Draco: Heiko Werning!
Bei Fragen einfach eine E-Mail an Andi!
Zu den Geckoterrarienfotos | Zu
den vietn. Tigergeckofotos |
Literaturverzeichnis zu Goniurosaurus araneus
(mit freundlicher Genehmigung von Rolf Großhans)
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