Wir haben lange Zeit überlegt, ob wir wirklich zu diesem Thema etwas berichten müssen. Da sich aber die Anfragen hierzu häufen und uns vor allem das Wohl der Tiere am Herzen liegt, hier die Antwort auf die Frage:
Wir zähme ich mein Reptil?
Gar nicht! Da diese Antwort weitere Fragen aufwerfen wird, gehen wir nun mal ins Detail. Wichtig ist, dass sich jeder Terrarianer klar machen muss, was es bedeutet, Reptilien zu pflegen. Dies unterscheidet sich in vielen Punkten von der Pflege eines domestizierten Tieres wie z.B. eines Hundes. Ziel der Terraristik ist, die Tiere in einem ihrem natürlichen Lebensraum nachempfundenen Terrarium zu pflegen und zu vermehren. Der Reiz ist, die natürlichen Verhaltensweisen, soweit es unter den künstlichen Bedingungen möglich ist, zu sehen. Unsere gewöhnlichen Haustiere leben schon z.T., seit Jahrtausenden in menschlicher Obhut, sie weisen kaum noch natürliches Verhalten auf. Schließlich würde sich niemand einen Wolf ins Haus holen, in der Erwartung, er würde, ebenso wie ein Hund nach der Hundeschule, auf Kommandos hören. Nun wird der ein oder andere natürlich einwenden, dass durchaus Pfleglinge an die Scheibe kommen, wenn der Pfleger den Raum betritt, sie auf die Hand kommen, sich dort auch "ankuscheln" oder ähnliches. Dies darf man aber nicht mit Zuneigung des Tieres verwechseln. Ein Leguan hat niemanden lieb, außer sein Futter und das hat er zum Fressen gern! Und das ist auch der häufigste Beweggrund für die Zahmheit der Tiere. Sie hoffen auf Futter, bessere Aussichtsplätze (von wo aus man besser Futter sehen kann) oder auf bessere Wärmeplätze (Ankuscheln in der Hand). Generell ist für Reptilien das Anfassen und gestreichelt werden aber nichts, was sie sich wünschen. Im Gegenteil, der Instinkt verbindet anfassen immer mit möglichen Fressfeinden. Sie lassen es allenfalls über sich geduldig ergehen. Natürlich kann man nicht alle Reptilen über einen Kamm scheren. Es gibt Arten und Exemplare, die zutraulich werden. Sie haben gelernt, dass die Hand nichts Schlimmes ist, sondern Vorteile bringt. Manche Arten sind auch in der Natur eher träge, daher machen Sie sich nicht die "Mühe" bei der kleinsten Berührung zu flüchten. Das bedeutet aber nicht, dass sie sich darüber freuen. Auch das schließen der Augen bedeutet nicht, dass sie streicheln genießen, im Gegenteil.
Natürlich ist ein Reptil einfacher zu Händeln, wenn es zutraulich ist. Und hierzu kann natürlich der Pfleger eine Menge beisteuern. Erst einmal gilt aber, wenn das Tier angefasst wird und es wehrt sich, sollte man es auf keine Fall versuchen, mit Gewalt daran zu gewöhnen. Die Tiere müssen lernen, dass Hände nichts Schlimmes sind. Also sollte ein Greifen in das Terrarium von Oben vermieden werden ( Fressfeind , der aus der Luft kommt). Generell ist das Festhalten für die Tiere Stress und sollte nur in unbedingt notwendigen Fällen angewandt werden (Tierarzt etc.) Denn Stress bedeutet eine Verringerung der Lebenserwartung der Tiere. Überspitzt gesagt könnte man behaupten, dass zu vieles Anfassen die Tiere umbringt. Um die Tiere dennoch an den Menschen zu gewöhnen, kann man zunächst einmal damit beginnen, den Tieren das Futter aus der Pinzette anzubieten. Sozusagen als verlängerte Hand. Hierbei muss man behutsam vorgehen. Zunächst werden die Tiere trotz Hunger zuviel Scheu vor der Pinzette haben. Also bringt man das Futter mittels Pinzette ins Terrarium und lässt es dann nach einiger Zeit laufen. Nach dem man das an mehreren Tagen gemacht hat, hält man das Futtertier länger mit der Pinzette fest und zappelt etwas hin und her, um die Aufmerksamkeit des Reptils zu erlangen. Mit viel Glück überwindet sich das Tier nach einiger Zeit und es frisst das Futter aus der Pinzette. Das kann sogar soweit gehen, dass die Pinzette grundsätzlich mit Futter in Verbindung gebracht wird und die Tiere in jedem Fall ein oder zweimal in eine Pinzette beißen, bevor sie erkennen, dass kein Futter drin steckt. Es gibt aber auch Tiere, die eher verhungern würden, als sich aus der Pinzette füttern zu lassen. Auch das muss man respektieren. Als weiteren Schritt kann man behutsam versuchen, die Tiere mit Futter auf die Hand zu locken, um ihnen die Angst davor zu nehmen. Manche Tiere werden dadurch sehr zutraulich. Andere werden immer scheu bleiben und man wird sie nicht zähmen können. Nicht durch immer wiederkehrendes Anfassen, nicht durch Bestechung mit Futter oder ähnlichem. Dann muss man sich einfach damit abfinden.
Wichtig ist also, dass sich jeder Terrarianer klar machen muss, Reptilien sind keine Schmusetiere! Sie sind primär zum angucken schön und das muss jedem, der Reptilien halten will, genügen. Alles andere sind Bonbons, die man nicht erwarten oder erzwingen kann. Wenn ich mehr von meinen Tieren möchte, dann muss ich mir andere Haustiere zulegen, die Berührungen und Zuwendungen brauchen. Reptilien sind trotz allem wilde Tiere! Wer eine Echse oder Schlange zum Anfassen und Kuscheln möchte, sollte nach einem entsprechenden Stofftier schauen.
Zum Wohl der Tiere!
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